Digital lernen V: Vokabeln
Vokabeln lernen funktioniert besonders gut interaktiv und synästhetisch, das heißt, mehrere Arten der Wahrnehmung vereinend. Besonders schrecklich war daher das Lernen mit dem Vokabelheft in der Schulzeit. Interaktiv war hieran lediglich das Übertragen der Vokabeln und ihrer Bedeutungen aus dem Lehrbuch in eine zweispaltige Tabelle.
Danach verdeckte man die eine Spalte und versuchte, sich die Übersetzung einzuprägen. Nach zehn Minuten war das Wort im Kurzzeitgedächtnis, nach zwei Stunden war es vergessen.
In Latein habe ich mir Vokabeln am besten gemerkt, wenn ich sie während einer Übersetzung nachschlagen musste oder wenn sie wiederholt im selben Text auftraten.
In Englisch habe ich mir meinen aktiven Wortschatz angeeignet, indem ich amerikanische Serien und Filme geschaut habe. Englisch ist hier sehr dankbar, da die Lernkurve aufgrund der einfachen Grammatik und starken Ähnlichkeit zum Deutschen relativ flach verläuft.
Französisch war als romanische Sprachen schon anspruchsvoller, wenn auch die bekannten Wortwurzeln hilfreich waren. Hier machte ich zum zweiten Mal sehr gute Erfahrungen mit einem Lernprogramm, dem Französisch-Sprachtrainer von Langenscheidt.
In einer ganz anderen Liga spielen schließlich die slawischen Sprachen. Meine persönlichen Erfahrung beschränkt sich auf Russisch. Aufgrund des fremden Klangbilds, teils anderer Buchstaben und kaum mit dem Deutschen geteilte Wortwurzeln, gehe ich aber von einer ähnlich steilen Lernkurve aus.
Im Russischen trifft man zwar ab und zu auf den Einfluss der deutschen Kultur in Gestalt entsprechender Lexeme. Die slawischen Sprachen hatten aber einfach nie denselben Einfluss auf die deutsche (bzw. europäische) Kultur wie Latein, Französisch und heute Englisch.
Dies alles trägt zu einer relativen Unbeliebtheit slawischer Sprachen bei – und zu ungenügend verfügbarem Lernmaterial.